Antikes Glas und Glasperlen
Wie alles begann
Ca. 4.000 v. Chr. bis 700 v. Chr. glaubten die Menschen daran, dass Götter die Welt und alle stofflichen Dinge erschaffen haben: auch das Feuer, das Prometheus ihnen geraubt und den Menschen gebracht habe. Seitdem seien nun auch die Menschen in der Lage, die in der Natur vorkommenden Stoffe nachzuahmen und umzuwandeln. Die Tempelpriester nahmen sodann das Feuer, erhitzten Sand, Kalk und Soda und machten daraus Luxusglas.
Der Aufstieg des Römischen Reiches
Der Aufstieg des Römischen Reiches zur Führungsmacht der antiken Welt wird begleitet von einem ungeahnten Aufschwung der Glasproduktion im Mittelmeerraum. Zunächst änderte sich wenig an der hohen Wertschätzung des Materials, das seit seiner frühen Entwicklung stets mit edlen Steinen, Metallen wie Gold und Silber gleichgesetzt worden war. Nach wie vor erfreuten sich Millefiori und Mosaikglas-Teller sowie Gefäße mit eingeschlossenem Golddekor großer Beliebtheit. Daneben vollzog sich der Schritt vom Luxus zur Massenproduktion, vom Zierobjekt zum Gefäß für den täglichen Gebrauch.
Entdeckung der syrischen Glasmacher
Entdeckung der syrischen Glasmacher
Die Voraussetzung für die Massenproduktion bot zu Beginn des 1. vorchristlichen Jahrhunderts eine Entdeckung syrischer Glasmacher. Sie stellten fest, dass Glas mit Hilfe eines Metallrohrs geblasen werden kann. Dafür musste sie ihn nur hinreichend dünnflüssig schmelzen. Damit war der Weg frei für die Produktion einer Gefäßvielfältigkeit für die unterschied-lichsten Verwendungszwecke: von der einfachen Flasche bis zur Urne für die Aufnahme der Verstorbenen. Ausgehend von den führenden syrischen Hüttenplätzen in Sidon, Tyras, etc. breitete sich die manufakturmäßig betriebene Glasproduktion über den gesamten römischen Herrschaftsbereich aus. Mit dieser Massenherstellung wurde Glas verstärkt zur Handelsware.
Entwicklung neuer Glasformen und Techniken
Entwicklung neuer Glasformen und Techniken
Das gesicherte und gut ausgebaute Straßennetz des Weltreiches sorgte dafür, dass neue Glasformen und neu entwickelte Techniken sich schnell durchsetzten und allgemeine Verbreitung fanden. Aus diesem Grund sind römische Gläser heute nur sehr schwer einem bestimmten Herstellungsort zuzuordnen. Wo immer geeignete Rohstoffe verfügbar waren, entstanden im gesamt Römischen Reich die gleichen oder zumindest sehr ähnliche Glasformen, mit kaum abweichender Qualität.
Die Zentren der Glasproduktion
Die Zentren der Glasproduktion lagen wegen der vorzüglich geeigneten Sande und der großen Vorkommnisse von Natursoda weiterhin in Syrien, Mesopotamien und Unterägypten. Die Einführung des Glasblasens brachte für die Formgebung eine grundlegende Neuorientierung. Vermutlich richtete man sich am Anfang des Blasens an vorbereitete Modelle aus Ton. Schließlich war man bereits beim Schmelzen und Formen von Metallen an dieses Vorgehen gewöhnt.
Ornamentale und figürliche Reliefs
Ornamentale und figürliche Reliefs
In großer Vielfalt wurde die Möglichkeit genutzt, die Oberflächen mit ornamentalem oder figürlichem Reliefdekor zu gestalten. Mit zunehmender Beherrschung der Blastechnik wuchs das Bestreben, Gefäße, Flaschen und Kannen frei zu blasen. Zu verdanken ist die erstaunliche Menge unversehrt erhaltener Glasgeräte dem antikem Brauch, dem Verstorbenen für das jenseitige Leben Wegzehrung und die nötigen Gebrauchsgegenstände mitzugeben.
Sein besonderer Zauber
Sein besonderer Zauber
Bei der Lagerung im Boden wird die Oberfläche der Gläser häufig durch die Feuchtigkeit des Erdreiches stark angegriffen. Sie laugt aus, hebt sich vom Grund und ermöglicht so der Luft, zwischen die Schichten einzudringen. Es entsteht ein farbiger Iris-Schimmer, den so viele römische Bodenfunde aufweisen und der ihnen einen zusätzlichen Zauber verleiht.
Die Römer prägten die Glaskunst
Stets blieb die römische Glaskunst vorbildlich. Sogar ein großer Teil der Bedeutung der venezianischen Glaskunst seit dem frühen 16. Jahrhundert beruht darauf. Manche Techniken der frühen Kaiserzeit geben selbst heutigen Glastechnikern Rätsel auf.
"Antikes Glas und Glasperlen" war Thema meiner Ausstellung im November 2009.